Die beiden kleinen Johannesbriefe wurden für lange Zeit als Anhängsel des 1. Johannesbriefes behandelt und nicht wirklich ernst genommen. Dieses Bild ändert sich völlig, wenn wir davon ausgehen, dass die beiden kleinen Briefe die ältesten Dokumente aus der johanneischen Schule sind. Damit bekommen sie ein besonderes Gewicht und ermöglichen uns einen Einblick, wie kompliziert und konfliktträchtig in der frühen Kirche die Suche nach einer passenden Leitungsstruktur war.
Merkvers:
3.Joh.2: „Mein Lieber, ich wünsche dir, dass es dir in jeder Hinsicht gut geht und du gesund bist, so wie es deiner Seele gut geht.“
Ein Überblick über wichtige Verse im 1. Johannesbrief.
1.Joh.4,16b: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
Es ist schwer, sich im ersten Johannesbrief zu orientieren. Die angesprochenen Themen werden weniger linear, sondern eher spiralförmig behandelt. Zentrale Aussagen sind: Gott ist Licht, Liebe und Leben. Dieses steht im scharfen Kontrast zu Finsternis, Hass und Tod. In Abgrenzung zu frühchristlichen Irrlehren wird betont, dass Jesus Christus „in das Fleisch“ gekommen ist. Er ist kein rein göttliches Wesen, das sich nur als Mensch verkleidet hätte. Der 1. Johannesbrief ringt darum, die Deutungshoheit über die Ursprungsbotschaft zu erreichen und zu behalten.
Ein Überblick über wichtige Verse im 2. Petrusbrief.
2.Petr.3,13: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“
Vermutlich ist der 2. Petrusbrief der jüngste Brief im Neuen Testament. Weil die erwartete Wiederkunft und das angekündigte Gericht Gottes ausbleiben, beginnen andere über die christliche Hoffnung zu spotten. Diese Irrlehrer berufen sich auf Paulus, legen dessen Betonung der Freiheit im Glauben aber falsch aus. Damit verleiten sie neue Gläubige, vom ursprünglichen Jesus-Weg abzukommen. Gegen solche Irrlehren wendet sich dieser Brief und spornt dazu an, mit Ausdauer an der christlichen Hoffnung festzuhalten.
Ein Überblick über wichtige Verse im 1. Petrusbrief.
1.Petr.2,9: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht…“
Der 1. Petrusbrief ist an kleine christliche Gemeinschaften in der Zerstreuung geschrieben. Sie werden ermutigt, ihre Kleinheit nicht als Minderwertigkeit zu deuten, sondern sie als Chance zu begreifen. Der Schreiber redet sie als „königliche Priesterschaft“ an und erinnert sie daran, dass mit der Taufe ein neues Leben in Heiligkeit begonnen hat. Viele Hinweise im 1. Petrusbrief können uns dabei helfen, eine stimmige christliche Identität in einer postchristlichen Gesellschaft zu entwickeln.
Die angeführten soziologischen Kategorien von Peter Berger werden im Aufsatz von Karl Gabriel, Ausstieg aus der Majoritätsgesellschaft, angeführt. Der Aufsatz befindet sich in: Martin Ebner, Der Erste Petrusbrief (siehe Literaturliste). Laut Fußnote 5 ist die Quelle: Berger, Peter L.: Zur Soziologie kognitiver Minderheiten, in: Internationale Dialogzeitschrift 2 (1969) 127-132.
Vielen ist nicht bekannt, dass teils die stärksten Wurzeln für Antisemitismus im Neuen Testament zu finden sind. Umso wichtiger ist es, die genauen Stellen in den Urschriften zu kennen und sie im damaligen Kontext zu deuten. Wer dies nicht tut, läuft Gefahr, auf einer vermeintlich biblischen Grundlage überheblich gegenüber dem jüdischen Glauben zu werden. Das aber verkennt, dass Gottes Bund mit dem Volk Israel nach wie vor gültig ist. Wie genau der jüdische Glaube mit der Ausbreitung des christlichen Glaubens zusammenpasst, werden wir vollgültig erst am Ende der Zeit verstehen.
Ein Überblick über wichtige Verse im Jakobusbrief.
Jak.1,22 „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“
Der Jakobusbrief hat einen schlechten Ruf. Zu Unrecht. Er ist ein wichtiges Korrektiv zu einer falsch verstandenen Gnadentheologie. Häufig wird er deswegen als Widerpart zu Paulus interpretiert. Besser ist es jedoch, den Jakobusbrief nicht als Kontrastschrift zu lesen, sondern ihn in eine jüdisch-weisheitliche Tradition einzuordnen und seine Inhalte vor diesem Hintergrund zu deuten. Dann wird schnell verständlich, dass es Jakobus um einen praxisorientierten und wirksamen Glauben geht. Ein Glaube, der nicht im Tun des Guten einmündet, ist in sich tot und nutzlos.
Ein Überblick über wichtige Verse im Hebräerbrief.
Hebr.1,1.2 „Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn.“
Der Brief an die Hebräer macht es einem beim ersten Lesen nicht gerade leicht. Es ist einiges an Vorwissen aus dem Alten Testament nötig, um die komplexe Argumentation zu verstehen. Wer sich aber auf diese Schrift einlässt, fühlt sich nicht nur ermahnt, sondern wird im Innersten ermutigt und angespornt, auf dem Weg mit Jesus zu bleiben. Insbesondere der Hebräerbrief stellt heraus, wie sehr Jesus als neuer Hohepriester herausragt und was das Besondere und Bessere des neuen Bundes ist. Letztlich geht es darum, das Vertrauen nicht wegzuwerfen und dem Außendruck des römischen Reiches standzuhalten.
Der Philemonbrief ist trotz seiner Kürze von enormer Bedeutung. Er ist ein wichtiges Korrektiv zu den Aussagen der Pastoralbriefe. An ihm können wir studieren, wie die Lehre vom transformierenden Evangelium des Christus gemeint ist und angewendet werden kann. Das Evangelium ist ein versöhnendes Beziehungsgeschehen ohne jegliche Gewalt und vertikale Direktive von oben. Der Philemonbrief veranschaulicht, wie sich der Christushymnus aus Philipper 2 in der Person des Paulus konkretisiert.
Verwendetes Zitat: Schnelle, Udo: Einleitung in das Neue Testament, 9. Auflage, Stuttgart 2017, S. 180.
Gliederung
- Schöne Bibelverse entdecken und behalten
- Die Briefe als an sich adressiert lesen und hören
- Die Herausforderung der damaligen Zeit verstehen
- Irritierende Verse aushalten und nach Erklärungen suchen
- Die thematische Verschiebung innerhalb der Briefe wahrnehmen
- Für sich den Referenzpunkt der Übertragung ins Heute klären
- Die Herausforderung für die heutige Zeit annehmen
Unterpunkte zur Reflexion
- Leitungsstruktur
- Gemeindegröße
- Glaubensverständnis
- Rolle der Frauen
- Bedeutung des Paulus
- Endzeitvorstellung
- Geschichtlicher Referenzpunkt
Ein Überblick über wichtige Verse im Titusbrief.
Tit.2,11.12a: „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und erzieht uns, dass wir absagen dem gottlosen Wesen…“
Ein Überblick über wichtige Verse im zweiten Brief an Timotheus.
2.Tim.1,7: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Ein Überblick über wichtige Verse im ersten Brief an Timotheus.
1.Tim.2,4: „<Gott>, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Die zwei Timotheusbriefe und der Titusbrief werden seit dem 18. Jahrhundert als Pastoralbriefe bezeichnet. Paulus schreibt Hirtenbriefe an seine Schüler Timotheus und Titus und an deren Gemeinden. Darin geht es um die Weitergabe der gesunden Lehre, um die Ordnung der Gemeinde und um die Abwehr von Irrlehren. Seit dem 19. Jahrhundert wurden Zweifel angemeldet, ob die Briefe tatsächlich von Paulus oder eher von seinen Schülern verfasst wurden. Je nachdem, wie diese Frage beantwortet wird, bekommen die Inhalte ein unterschiedliches Gewicht.
Fünf neutestamentliche und drei kirchengeschichtliche Deutungen des Kreuzestodes von Jesus.
00:26 Ausgangsfrage: Was bedeutet der Kreuzestod?
01:16 Vier Grundüberzeugungen der evangelikalen Bewegung
03:34 Anfangsklärungen: Das Kreuz ist wichtig.
06:04 Das Kreuz muss gedeutet werden.
10:54 Drei klassische Fehldeutungen
16:37 Fünf biblische Deutungsmuster:
17:42 (1) Versöhnungsessen / Neues Bündnis
24:41 (2) Entsühnung / Unreines erneut heiligen
34:18 (3) Lösegeld / Versklavung und Freikauf
37:10 (4) Kosmischer Kampf / Öffentliche Bloßstellung des Bösen
41:05 (5) Der Anfang einer neuen Menschheit / Adam und Christus
47:01 Drei kirchengeschichtliche Deutungsmuster:
47:34 (6) Satisfaktion / Würde Gottes / Anselm von Canterbury
52:52 (7) Bewunderung / Humanität des Menschen / Abaelard
56:09 (8) Stellvertretende Übernahme der Strafe / Reformation
01:03:21 Fazit und Ausblick
Ein Überblick über wichtige Verse in den beiden Thessalonicherbriefen.
2. Thess. 3,5: „Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.“
Der erste Brief an die Thessalonicher ist der älteste überlieferte Text im Neuen Testament. Paulus schreibt voll Dankbarkeit an die dortige Gemeinde und lobt Gott für ihre Entwicklung. Im zweiten Teil des Briefes ermahnt er zu einer geheiligten Lebensführung und klärt Fragen in Bezug auf die Wiederkunft Christi. Der zweite Brief an die Thessalonicher greift die Themen des ersten auf und korrigiert Missverständnisse, die offenbar in Umlauf gegangen sind und die sogar durch gefälschte Paulusbriefe verbreitet wurden.
Ein Überblick über wichtige Verse im Kolosserbrief.
Kolosser 2,9: „Denn in ihm (Christus) wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“
In diesem Brief leuchtet uns ein „kosmisches Christusbild“ entgegen. Alles kommt von ihm, besteht in ihm und bewegt sich auf ihn zu. Aus dieser umfassenden Vision der Wirklichkeit entwickelt Paulus die konkrete Lebensführung der Christ:innen. Aber nicht, dass wir zum Schluss bei einem bloßen moralischen Regelkatalog landen. Vielmehr geht darum zu realisieren, dass aus der Auferstehungs-Wirklichkeit des „in Christus“-Seins ein verändertes Leben aktiv Gestalt gewinnt.
Ein Überblick über wichtige Verse im Philipperbrief.
Philipper 4,4: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“
Paulus schreibt aus der Gefangenschaft. Umso verwunderlicher ist, dass der Brief an die Philipper so voller Freude und Schönheit ist. In Philippi wurde die erste christliche Gemeinde in Europa gegründet. Lydia, eine Purpurhändlerin war die erste Christin. Mit diesem Brief bedankt sich Paulus bei seinen Freunden und Glaubensgeschwistern für ihre Unterstützung. Möglicherweise ist es der letzte Brief, den er verfasst hat, bevor sein Leben als Märtyrer in Rom endete.
Es ist gut, nicht nur Hintergrundinformationen über die Bibel zu studieren, sondern auch regelmäßig den biblischen Text zu lesen – am besten gemeinsam mit anderen. Eine Bibellesegruppe ist besonders interessant, wenn die Teilnehmenden eher heterogen, also möglichst unterschiedlich sind. Das eröffnet unterschiedliche Perspektiven auf den Text.
Falls du Interesse an einer Online-Hör-und-Lesegruppe hast, besuche www.ankerzellen.de. Dort findest du mehr Infos und andere Interessierte.
Den Podcast „Bibelfundamentalismus“ findest du hier: https://jensstangenberg.de/podcast/christlicher-fundamentalismus/
Ein Überblick über wichtige Verse im Epheserbrief.
Epheser 4, 15: „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.“
Wenn man nach der Datierung der einzelnen biblischen Texte fragt, lassen sich Entwicklungslinien innerhalb der Bibel nachweisen. Anhand des Epheserbriefes wird deutlich, wie sich das Weltbild und das Kirchenverständnis veränderte, als Paulus die ursprüngliche Jesus-Botschaft vom hebräischen Kontext in die griechisch-philosophische Welt übertrug.
- Vom Weg zum Wachstum
- Von einer Bewegung zur Organisation
- Von der Unterwelt zur Zwischenwelt
Dieser Brief ist vermutlich nicht nur an die Epheser, sondern an alle Christen in Kleinasien adressiert. Er hat weniger die Form eines Briefes als vielmehr die eines theologischen Lehrschreibens. Paulus führt in einer sehr sortierten und großen Linie die Bedeutung der „Gemeinde“ aus und zieht Konsequenzen für das alltägliche Leben. Folgende Themen kommen vor: das Sein in Christus, die Einheit von Juden und Griechen, das Wunder von Gemeinde, Dienstgaben zum Aufbau, das Leben im Licht und die geistliche Waffenrüstung.
Der keltische Typus des christlichen Glaubens setzt interessante Akzente im Vergleich zu gängigen theologischen Strömungen und Kirchenformen. Es ist eine kirchengeschichtliche Linie, die sich eher am Apostel Johannes orientiert und das gemeinschaftliche Leben der frühen Klöster aufgreift. Insbesondere geht es um die Themen:
- Das Leben als spirituelle Reise
- Die Schöpfung ist voll von Gott
- Ein positiveres Menschenbild
- Flache Hierarchien und Frauen in Leitung
- Organisation in kleinen Gruppen
- Jesus als Überwinder des Todes
All das ist relevant für heute. Die keltisch-christliche Spiritualität bietet einen Zugang zum christlichen Glauben, welcher in den bestehenden Kirchen nur schwer zu finden ist.
Ein Überblick über wichtige Verse im Galaterbrief.
Galater 5,1: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“
Mit dem Galaterbrief versucht Paulus, die galatischen Gemeinden vor einen Rückfall in Gesetzlichkeit zu bewahren. In der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern skizziert er eine frühe Form der Rechtsfertigungstheologie, welche uns später ausführlicher und differenzierter im Römerbrief begegnet. In diesem Zusammenhang kommen die Stichworte „Verheißung an Abraham“, die „Bedeutung des Gesetzes“, „Gerechtigkeit aus Glauben“ und „Freiheit im Geist“ vor. Paulus drängt leidenschaftlich darauf, dass die Galater bei dem einen Evangelium der Gnade bleiben, so wie er es sie gelehrt hat.
Ein Überblick über wichtige Verse im 2. Korintherbief.
2. Korintherbrief 12,9: „Und er (Gott) hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“
In diesem sehr persönlichen Brief des Paulus erfahren wir etwas von seinen innersten Gefühlen und Gedanken: Welches Verständnis hat er als Apostel? Was bedeutet für ihn der Neue Bund? Alles zielt auf Versöhnung in Christus. In den Ausführungen begegnen uns nicht abstrakt theologischen Gedankengänge. Stattdessen können wir beobachten, wie sich das Leben in der Nachfolge Jesu auf sein Verhalten auswirkt. Selbst an der eher nüchternen Thematik von Kollektensammlungen kann er die erwünschte dienende Gesinnung in christlichen Gemeinschaften deutlich machen.
Aus heutiger Sicht ist oft schwer nachvollziehbar, wie radikal anders die ersten Christen gelebt haben. Aus Abendmahl und Wassertaufe sind innerkirchliche Sakralhandlungen geworden. Wenn man aber versucht, der Symbolik auf den Grund zu gehen, wird man Erstaunliches feststellen: (1) Es ist genug für alle da, (2) alle Menschen sind gleich wertvoll, (3) jeder ist begabt und kann Wertvolles beitragen, (4) alle sollen sich mit ihrer Perspektive und Stimme beteiligen und (5) eine Gemeinschaft kann und darf ihre eigenen Regeln und Werte festlegen, um Konflikte zu lösen.
Ein Überblick über wichtige Verse im 1. Korintherbief.
1. Korintherbrief 3,11: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Über die christliche Gemeinde in Korinth bietet das Neue Testament das meiste Material. Paulus gründete die Gemeinde um 50 n. Chr. und schrieb diesen Brief vermutlich im Frühjahr 55 n. Chr aus Ephesus. Er geht dabei in einer lockerer Aneinanderreihung von Themen auf einzelne Missstände ein. Besonders problematisch ist die bedrohte Einheit der Gemeinschaft und die angebliche Freiheit im Geist. Paulus gibt auf jede der Problemzonen eine spezielle Antwort aus der Perspektive des Evangeliums. Das macht den Brief so wertvoll: Aus den Antworten des Paulus können wir Ableitungen für die heutige Zeit treffen.
Ein Überblick über wichtige Verse im Römerbrief.
Römer 1,16.17: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«“
Der Brief von Paulus an die Römer gehört wohl zu den wichtigsten Briefen im Neuen Testament. Martin Luther erlebte Römer 1,16.17 als Schlüsselverse und machte sie zur Grundlage der Reformation. Eigentlich war der Brief von Paulus (nur) ein ausführliches Vorab-Empfehlungsschreiben an die römischen Christen, die er bisher noch nicht persönlich getroffen hatte. Er rechnete aber damit, dass dieser Brief in Umlauf gehen würde. Deswegen formulierte er darin seine grundlegenden theologischen Gedanken und entkräftete die Einwände seiner jüdischen und judenchristlichen Gegner.
21 von den 27 neutestamentlichen Schriften sind Briefe. Die meisten davon vom Apostel Paulus. Es sind die ältesten Schriften, die uns überliefert sind. Folgende Fragen werden behandelt: (1) Wie sind die Briefe geordnet?, (2) Wie ist die Briefsammlung entstanden? und (3) Was sagt die historisch-kritische Forschung zu diesem Themenkomplex? Bei alldem ist wichtig, sich vor Augen zu führen: Briefe sind immer nur eine Seite eines Dialogs. Das eröffnet den Raum für unterschiedliche Interpretationen der Inhalte.
In der Apostelgeschichte werden verschiedene Missionspredigten von Petrus und Paulus beschrieben. Am Anfang waren die Zuhörer aus dem jüdischen Kontext – später aus dem griechischen. Interessant ist, wie sich die Struktur und der Inhalt änderte. In beiden Fällen ging es dabei aber um ein grundsätzlich religiöses Weltbild. Was aber bedeutet das für die heutige Zeit? Wie können Zuhörer angesprochen werden, die mit religiösen Begrifflichkeiten nichts anfangen können?
Ein Überblick über wichtige Verse in der Apostelgeschichte.
Apg.4,12: „Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“
Der griechische Titel ist „Taten der Apostel“. Noch treffender müsste man vom Wirken des Geistes durch die Apostel sprechen. Lukas beschreibt in diesem zweiten Teil seines Geschichtswerkes die Missionsgeschichte der ersten drei Jahrzehnte nach dem Tod und der Auferstehung von Jesus. Insbesondere geht es um den Übergang von der Juden- zur Heidenmission. Paulus wird im Verlauf der Apostelgeschichte zur Hauptperson. Der Zielpunkt ist Rom als Zentrum der Welt. Damit erfüllt sich die Zusage, dass sich das Evangelium über die ganze Erde auszubreiten beginnt. Die gute Nachricht von Jesus ist ein Angebot an alle Menschen.
An der leibhaftigen Auferstehung von Jesus Christus hängt der gesamte christliche Glaube. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum diese Behauptung so umstritten ist. Die klassischen Einwände sind: (1) Jesus war nicht wirklich tot, (2) Der Leichnam wurde gestohlen, (3) Die Erscheinung des Auferstandenen war eine Halluzination. Paulus schreibt: Wenn die Auferweckung nicht stattgefunden hat, ist alles andere hinfällig. Um so wichtiger ist es, den biblischen Befund vor Augen zu haben und diese Hoffnung im Herzen zu verankern.
Ein Überblick über wichtige Verse im Johannesevangelium.
Joh.19,30: „Es ist vollbracht.“
Das Johannesevangelium unterscheidet sich von den ersten drei Evangelien in erheblicher Weise. 80% ist johanneisches Sondergut. Darüber hinaus setzt Johannes andere Akzente. Möglicherweise wollte er damit die anderen Evangelien ergänzen und vertiefen. Besonders auffällig sind die sieben „Ich bin“-Worte und parallel dazu sieben exemplarische Wunder. Jesus ist die unüberbietbare Verkörperung der Liebe Gottes. Und er sendet seinen, den heiligen Geist, um seine Schüler zu erinnern und weiter zu unterweisen. Als roter Faden wird erkennbar: Das Evangelium von Jesus verbreitet sich entlang von persönlichen Begegnungen und Beziehungen. In Jesus ist die Zukunft bereits gegenwärtig.
Wer aufmerksam die neutestamentlichen Texte liegt, wird sicherlich über die eine oder andere Bibelstelle stolpern. Haben wir es mit Fehlern zu tun? Werden dadurch die Texte unglaubwürdig? Keineswegs. Jüdische Gelehrte können Christen dabei helfen, die Hintergründe besser zu verstehen: Muss ein Kamel wirklich durchs Nadelöhr? Sollen Heuchler in Stücke gehauen werden? Erwartet Jesus von seinen Nachfolger, dass sie sich die Hände abhacken? Neben diesen eher kleineren Ungereimtheiten gibt es aber auch gravierende Fehldeutungen. Wer tiefer in jüdische Perspektiven einsteigen möchte, dem empfehle ich die angegebene Literatur.
Ein Überblick über wichtige Verse im Lukasevangelium.
Lk.19,10: „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“
Erwähnter Film:
Der Jesusfilm: https://www.campus-d.de/mitmachen/material/jesusfilm/der-jesusfilm.html
Lukas betont in seinem Evangelium die historische Zuverlässigkeit der überlieferten Berichte. In der Weihnachtsgeschichte werden drei besondere Lobgesänge aufgeführt. Damit wird inhaltlich die Richtung vorgegeben. Als Jesus sein öffentliches Wirken begann, aktualisierte er einen Text aus dem Propheten Jesaja. Damit betonte er, dass in seinem Kommen eine neue Gnadenzeit angebrochen ist – besonders für Arme, Ausgegrenzte und Benachteiligte. Auch Frauen werden häufig genannt. Insgesamt gilt: Die einmalige Erlösung in Christus dehnt sich zu einer Heilsgeschichte aus, in die alle Menschen eingeladen sind einzutreten.
Im Neuen Testament wird Jesus als „Erlöser“ bezeichnet“. Was aber meint „Erlösung“? Und wovon erlöst Jesus? Interessant ist, dass die verschiedenen Autoren unterschiedliche Aspekte hervorheben und Schwerpunkte setzen: 1) Matthäus: Vergebung der Sünden – Gott für uns, 2) Markus: Loskauf von Mächten – Gott um uns, 3) Lukas: Lernen in der Nachfolge – Gott mit uns, 4) Johannes: Erfüllt mit dem Geist – Gott in uns, 5) Hebräer: Zugang zum Allerheiligsten – Gott vor uns. Paulus nimmt verschiedene Bilder auf und verwendet besonders die Begriffe „Rechtfertigung“ und „Freiheit. In dieser Deutungsvielfalt bekommt das Christusgeschehen eine geheimnisvolle Tiefe.