#08 Merkverse: Markusevangelium

Ein Überblick über wichtige Verse im Markusevangelium.

Mk.10,45: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“

Erwähnte Website:
* Das Bibel Projekt – https://dasbibelprojekt.de/

2 Gedanken zu „#08 Merkverse: Markusevangelium“

  1. Hallo Jens & Team,

    vielen Dank für die tolle Bibelkunde-Reihe! Sehr dicht und kompakt die Folgen, gleichzeitig sehr übersichtlich und damit echt hilfreich. Bisher habe ich fast alles wiedergefunden, was ich mir selber mühsam über das NT angelesen habe, und auch Neues erfahren bzw. Inputs zum Nachdenken erhalten! 🙂

    Ein kleiner Fehler hat sich bei dieser Folge eingeschlichen. Jesus sagt nicht bei Pilatus, sondern vor dem Hohen Rat, dass er der Christus resp. Sohn Gottes ist. Pilatus dagegen fragt ihn nach einem anderen „Aspekt“ seiner Person (den Pilatus als Römer wahrscheinlich politisch verstanden und als am wichtigsten angesehen hat): ob er der König der Juden sei. Und ihm antwortet Jesus, „Du sagst es“ (was manche interpretieren als „Das sagst DU“).

    Nur bei Matthäus erwidert Jesus auf beide Fragen (wieder Frage nach der Gottessohnschaft vom Hohen Rat und Frage nach dem König der Juden von Pilatus) jeweils das gleiche: „Ihr sagt es“ bzw. „Du sagst es“.

    Und bei Lukas antwortet Jesus dem Pilatus erneut wie bei den anderen beiden synoptischen Evangelisten und wird (wie bei Markus) nur vor dem Hohen Rat deutlicher, dass sie tatsächlich sagen, was er ist.

    Ich finde die Unterschiede zwischen der jeweils zentralen Frage des Hohen Rates versus Pilatus sehr interessant. Die verschiedenen Antworten, die von den Evangelisten beschrieben werden und bei denen eigentlich nur Matthäus aus dem Rahmen fällt, würde ich (vorerst) mal auf die „Theologie“ der einzelnen Evangelisten zurückführen. Matthäus, der die Verwurzelung im Judentum stärker im Blick hat, lässt Jesus nicht direkt sagen, er sei der Sohn Gottes, solange das nicht durch die Auferweckung bestätigt wurde.

    Danke für den Hinweis auf die 3 „Fortführungspunkte“ am Ende des (nicht ergänzten) Markus-Evangeliums. Das war mir völlig neu, und es ergibt Sinn im Zusammenhang mit der „Geheimnistheorie“, wenn man sie – wie Du erläutert hast – als Aufforderung an die Leser/HörerInnen versteht. (Bisher wurde mir das anders erklärt, und es leuchtete mir nie ein, warum man aus dem markinischen Messiasgeheimnis eine ganze „Geheimnistheorie“ machen muss. Zumal es auch bei Matthäus ein Schweigegebot an die Jünger gibt.)

    Wobei ja aber im Evangeliumstext bereits genügend Menschen vorkommen, die das Geheimnis erkannt haben, und das auch Jesus vermittelten, indem sie sein Gewand berührten. Da steckt wohl weniger eine „Handlungsbetonung“ dahinter, wie Du sagst – zumal das genauso bei Matthäus vorkommt, der eine andere „Theologie“ vertritt -, sondern ein gestisch ausgedrücktes Vertrauen in die Prophezeiung bei Maleachi 3,20, wo die „Sonne der Gerechtigkeit“ (Messias) das Heil unter ihren Flügeln (unter dem Gewandsaum) mitbringt (hebr. „kanaph“: Flügel, Saum, Rand). Für mich persönlich interessant ist dabei v.a., dass diejenigen, die wissen, wie erbarmungswürdig sie sind (die Kranken und Randständigen), die Zeichen eher schnallen als die Jünger, die in Saft und Kraft stehen…

    Da fällt mir noch was ein: Klar ist Matthäus stärker den jüdischen Wurzeln verpflichtet, aber hat er wirklich so viel mehr Bezüge zum AT und betont er den Übergang zum Heidenchristentum wirklich so viel klarer als Markus? Durch den Missionsbefehl schon, ja, auch durch die Aussage Jesu, er sei nicht gekommen, um das Gesetz abzuschaffen. Aber der ganz konkrete narrative Übergang findet sich fast exakt genauso bei Markus: Die Speisung der Fünf- bzw. Viertausend (inkl. Zahlensymbolik von 12 bzw. 7) als erzählerische Klammer, innerhalb derer der Übergang stufenweise dargestellt und begründet wird:
    1. die Konfrontation über Reinheit und Unreinheit mit den Schriftgelehrten (bei Matthäus aber ohne Zusatz, dass damit alle Speisen für rein erklärt sind),
    2. das Zusammentreffen mit der syrophönizischen resp. kanaanäischen Frau, die Jesus zuerst NICHT heilen will, und
    3. eine weitere (jetzt problemlose) Heilung eines Nichtjuden (bei Markus) bzw. vieler Nichtjuden (bei Matthäus).

    Die unterschiedlichen Bootsgeschichten bei Markus und Matthäus innerhalb der erzählerischen Klammer sind im Hinblick auf generelle Aussagen der Evangelisten dann auch nochmal interessant… Matthäus betont die besondere Stellung von Petrus, der über das Wasser läuft, während bei Markus Jesus auf dem Wasser läuft und an den Jüngern vorübergehen will, aber dann doch ins Boot steigt, um ihnen zu helfen. Das Wort für „vorübergehen“ ist das gleiche wie in der AT-Geschichte (Septuaginta) von Mose, der Gottes Angesicht sehen will, aber in eine Felsspalte gestellt wird, während Gott vorübergeht. Also Parallelisierung von Mose mit allen Jüngern. Und Jesus geht nicht vorüber, sondern ist zum Anfassen.

    Die Art und Weise, wie die Kanaanäerin Jesus in beiden Evangelien überzeugt (der hebräische Gott ist so groß(zügig), dass genügend Krumen vom Brot des Lebens für die Hunde abfallen), hätte denjenigen eigentlich auffallen können, die jahrhundertelang dachten, die Kirche habe Gottes Bund mit Israel ersetzt…

    Und dass Jesus da erst umgestimmt werden musste, finde ich immer noch krass und eine theologische Herausforderung (obwohl sich Gott im AT auch umstimmen lässt).

    Sorry für den langen Text! Ich bin mit meiner Lesegruppe schon extrem lange mit dem Markus-Evangelium beschäftigt und habe in den letzten 2 Jahren viel recherchiert und nachgedacht… 😉

    Liebe Grüße
    Ina

    1. Hallo Ina,

      vielen Dank für das anspornende Feedback und dass du dir die Mühe gemacht hast, so ausführlich auf die Podcast-Folge zu reagieren.
      Tststs… leider ist mir der Pilatus-Fehler unterlaufen. Dummerweise hatte ich falsch aus dem Gedächtnis zitiert. Aber inzwischen habe ich den Fehler rausgeschnitten und die Episode korrigiert. Danke für den Hinweis.

      Das sind viele interessante Details, die du erwähnst. Irgendwie bleibt es immer neu spannend, warum es die Evangelien in unterschiedlichen Versionen gibt. Abgesehen von der historischen Entstehung scheint es mir ein Hinweis darauf zu sein, dass man „Wahrheit“ umkreisen muss und nicht endgültig begrifflich erfassen kann.

      Zum jüdischeren Matthäus: Du hast völlig recht, dass es ebenso bei Markus zu finden ist. Letztendlich leitet sich diese Einschätzung wohl davon ab, dass es bei Matthäus mehr Zitate aus dem AT gibt. Manche Argumentationen ergeben sich aber auch erst aufgrund der Vorannahmen: Ist wirklich Markus früher? Dann würde Matthäus ihn erweitern und korrigieren. Oder ist Matthäus früher? Dann würde Markus ihn kürzen und verschlanken. Je nachdem kommt man zu unterschiedlichen Theorien.

      Dass das Wort für „vorbeigehen“ bei der Bootgeschichte eine Anspielung auf das AT ist, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Sehr interessant. Danke.

      Vielen Dank also noch mal für das Mithören und Mitstudieren. Alles Gute für eure Lesegruppe.

      PS: Das „Team“ in deiner Anrede besteht übrigens aus mir und meinen inneren Stimmen 😉

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