Mit der Verschiebung von einem an der Ewigkeit zu einem an der Geschichte orientierten Zeitverständnis kommt die bisherige Form von Kirche enorm unter Druck. Die gestaltbare Zukunft findet Eingang in die diesseitige Welt. Menschen werden zu Akteuren und Gestalter:innen von Gottes neuer Friedenswelt. Hierarchien werden nicht mehr als gottgegeben und unhinterfragbar hingenommen. Biblische Texte werden historisch untersucht. Gott ist nicht mehr „über mir“, sondern „vor mir“. Parallel dazu gibt es Bestrebungen, zurück zum Ursprung zu gehen und diesen als Referenzpunkt für weitere Entwicklungen zu verwenden. All dieses ist der Nährboden für Reformen und Revolutionen.
Quellen:
- Halík, Tomáš: Wege einer neuen Evangelisierung?, in: Ruhstorfer, Karlheinz (Hg.): Das Ewige im Fluss der Zeit – Der Gott, den wir brauchen, Freiburg im Breisgau 2016, S. 221.
- Hölscher, Lucian: Die Entdeckung der Zukunft, Frankfurt a.M. 1999, S. 10 und 37.
- Löwith, Karl: Weltgeschichte und Heilsgeschehen – Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie, Heidelberg 2004.
- Rahner, Karl: Unveränderlichkeit und Wandel im Glaubensverständnis in der Zeit des Konzils. In: Ders.; Semmelroth, Otto (Hrsg.): Theologische Akademie, Bd. 1, Frankfurt 1965, S. 96.
- Schüßler, Michael: Mit Gott neu beginnen – Die Zeitdimension von Theologie und Kirche in ereignisbasierter Gesellschaft, Stuttgart 2013, S. 102.