#09 Muster der Erlösung

Im Neuen Testament wird Jesus als „Erlöser“ bezeichnet“. Was aber meint „Erlösung“? Und wovon erlöst Jesus? Interessant ist, dass die verschiedenen Autoren unterschiedliche Aspekte hervorheben und Schwerpunkte setzen: 1) Matthäus: Vergebung der Sünden – Gott für uns, 2) Markus: Loskauf von Mächten – Gott um uns, 3) Lukas: Lernen in der Nachfolge – Gott mit uns, 4) Johannes: Erfüllt mit dem Geist – Gott in uns, 5) Hebräer: Zugang zum Allerheiligsten – Gott vor uns. Paulus nimmt verschiedene Bilder auf und verwendet besonders die Begriffe „Rechtfertigung“ und „Freiheit. In dieser Deutungsvielfalt bekommt das Christusgeschehen eine geheimnisvolle Tiefe.

4 Gedanken zu „#09 Muster der Erlösung“

  1. Vielen Dank für die vielen guten Gedanken! An zwei Stellen habe ich noch Fragen. Ist es denn nicht ein Widerspruch, zu sagen, dass Jesu vor dem Kreuz Schuld vergibt und den stellvertretenden Sühnetod dann als ein Bild dafür zu sehen, dass Schuld nicht verjährt, sondern begleichen werden muss. Womit soll sie beglichen werden? Mit der Währung „Tod“ – wenn es vor dem Kreuz auch ohne den Tod geht.

    Dann vermisse ich beim Loskauf noch einen Bezug zum Gal. 3,13, den Loskauf vom Gesetz. Gibt es einen Grund, dass dieser fehlt? Was spricht dagegen, diesen noch aufzunehmen?

    1. Moin toblog,
      Ein paar (kurze) Gedanken zu deinem Post.

      Was den „Widerspruch“ zwischen AT-Vergebung und Notwendigkeit des Kreuzestodes angeht: Ich denke, damit müssen wir leben. Gott hat im AT Menschen aus freien Stücken vergeben. Jesus war dafür noch nicht gestorben. Auch Jesus selbst hat vor seinem Tod vergeben. Und doch wird der Kreuzestod als notwendig dargestellt. Darauf muss man versuchen, sich einen Reim zu machen. Folgende Lösungsvarianten:

      a. Die AT-Vergebung war gar keine richtige Vergebung, sondern eine Vergebung „in Hinblick auf“ Jesus Sühnetod. Dann nimmt man den NT-Sühnetod als hermenteutischen Schlüssel und interpretiert damit die AT-Vergebung. Diese Deutung halte ich für unbefriedigend.
      b. Die AT-Vergebung ist vollgültig. Der Sühnetod ist nur eine Verdeutlichung der Barmherzigkeit Gottes. Damit wäre der Kreuzestod nicht zwingend. Auch unbefriedigend.
      c. Man könnte auch differenzieren: Im AT war die Vergebung vorwiegend auf Israel beschränkt. Im NT sind der Kreuzestod und die Auferstehung der Ausgangspunkt für die spätere Heidenmission. Klingt schon richtiger.
      d. Deswegen mein Vorschlag: Es braucht nicht den Kreuzestod, DAMIT Gott barmherzig ist. Das ist er auch so. Aber der Kreuzestod (Gott stirbt in seinem Sohn aus Liebe zu uns) ist notwendig für uns Menschen, damit wir Gottes Barmherzigkeit und sein Versöhnungswillen glauben. Die „Sühnevorstellung“ ist ein jüdisches Deutungsmuster, das sehr hilfreich ist, um die Erlösungsnotwendigkeit zu verstehen. Nicht Gott, sondern die Menschen müssen versöhnt werden.
      e. Gleichermaßen gilt aber: In der Apostelgeschichte wird kein einziges Mal auf den Tod Jesu als Sühnetod Bezug genommen – außer in Apg.20,28 – und dort auch eher auf „das Blut“ als Bezahlmittel. Offenbar ist die Sühnetodvorstellung im NT sehr wichtig, aber doch nicht so wichtig, dass sie immer erwähnt werden muss.

      Fluch des Gesetzes: Das hätte ich auch erwähnen können. Danke für den Hinweis. Ich habe mich aber eher an den Schwerpunkten der einzelnen neutestamentlichen Bücher orientiert. Den Galaterbrief hatte ich nicht mit aufgenommen. Inspirationsvorlage war Anselm Grün, wie ich es erwähne.
      Grundsätzlich lässt sich zwischen Schuld der Sünde und Macht der Sünde unterschieden. Schuld bezieht sich auf Taten, Macht bezieht sich auf den Einflussbereich. Bei Schuld ist der Mensch Täter, bei Macht ist er Opfer. Wenn wir vom „Fluch des Gesetzes“ befreit werden, dann macht das deutlich, dass das Gesetz nicht nur böse Taten verurteilt, sondern selbst – unter gewissen Umständen – zu einer destruktiven Macht werden kann.

  2. Ich möchte gerne noch einen Gedanken beisteuern bezüglich der Notwendigkeit des Kreuzestodes.
    Könnte es sein, dass der Kreuzestod – gemeinsam mit dem Kommen, der Auferstehung und der Himmelfahrt – notwendig war für die Ausgießung des Heiligen Geistes.
    Es wendet die Not der Trennung von Gott für alle Menschen.
    Jede Person, jüdisch oder nichtjüdisch, kann nun Gott in sich aufnehmen. Gott pflanzt damit sich selbst in das Herz der Menschen ein (Hes.36,26).
    Eine Neuschöpfung ist geschehen, der „achte Tag“ wird in einzelnen Personen Realität.
    Herzliche Grüße, Wilhelm Unger

    1. Interessanter Gedanke. Irgendwie waren ja Propheten und Könige auch im ersten Teil der Bibel schon vom Geist erfüllt. Aber diese Breitenwirkung gibt es erst mit Kreuz, Auferstehung und dann Pfingsten.
      Grüße von Jens

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